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50 Jahre Judo bei der PSV

Artikel aus der Recklinghäuser Zeitung vom 06.03.2010

JUBILÄUM: Turniere und Festakt steigen heute / Drei aus der Gründergeneration immer
noch Trainer

 
Von Hermann Klingsieck


Romberghalle. Ein halbes Jahrhundert Judo bei der PSV. 50 Jahre voller Spaß, Emotionen, Ärger, Freude, sportlicher Erfolge und Niederlagen. Meisterschaften
wurden gewonnen, Aufstiege gefeiert, Abstiege betrauert. Das Damenteam von Trainer Egon Bergmann kämpft derzeit erfolgreich in der Regionalliga. Und heute wird all das gefeiert. Sportlich und natürlich mit Festakt und Ehrungen. Wie sich das gehört für einen vitalen Jubilar, der noch viel vor hat in den nächsten 50 Jahren.
 

Wer ist heute noch aktiv aus der Gründergeneration?


Wer ist heute noch aktiv aus der Gründergeneration? Renate Schneidereit, Willy Pantring und Bruno Leopold sind Judoka der ersten Stunde und immer noch auf der
Matte in der Nachwuchs-Trainingsarbeit der PSV. Alle drei sind inzwischen 70 – jedoch kein bisschen Judo müde. „Nein, Judo macht uns nach wie vor viel Spaß.“
Andere aus der Gründerzeit sind ausgewandert. Helmut Tenkhoff nach Australien. Kurt Rösler und Horst Remus nach Kanada. Renate, Willy und Leopold blieben immer da. Auch diesmal sind sie in der Romberg-Sporthalle beim Training der jüngsten Judoka. Über 30 Kinder hocken auf der Matte und lauschen Pantrings Begrüßung, der eine Überraschung verspricht, wenn das Training gut läuft. Eine kurze Verbeugung noch,
schon geht‘s los. Mittendrin die Trainer aus der Gründerzeit. Und das mit ebenso großer Judo-Leidenschaft wie vor 50 Jahren, als sie in diesen Sport eingestiegen
sind.

 

Treibende Kraft bei der Gründung der PSV-Judo-Abteilung sei aber der inzwischen
verstorbene Gerd Claaßen gewesen, damals Sekretär im Judo-Landesverband.
Judo hört sich gut an. Das könnte was für uns sein. So dachten Renate Schneidereit,
Willy Pantring und Bruno Leopold, um wenig später PSV-Judoka zu sein. Die ersten
Jahre waren kein Zuckerschlecken für die Abteilung. Trainiert wurde in der
Polizeiunterkunft. Sporthallen gab's wenige Ende 1959. Eine Ringermatte diente als
Trainingsfeld. Und: Judo als Sport musste sich erst festigen bei der PSV. Wie man
heute sieht: es hat geklappt.
Nach dem Umzug in die Romberg-Halle wurde alles besser. Auch eine Judomatte hatte
man nun. „Der ungeschlagen abgetretene achtfache Weltmeister Tokio Hirano hat bei
uns einen Lehrgang abgehalten. Der Mann war im Judo der Größte“, erinnert sich
Pantring, damals selbst Trainer bei der PSV. Auch Bundestrainer Han-Ho San schaute
zum Training vorbei. Wie sind die drei aus der Gründergeneration überhaupt zum Judo
gekommen vor 50 Jahren?
Renate Schneidereit zufällig: „Meine Brüder spielten Tischtennis bei der PSV. Das
wollte ich auch. Die wollten aber keine Frau, weil Weiber den Laden nur
durcheinander bringen.“ Also landete die heute 73-Jährige beim Judo. „Die wollten
mich, obwohl ich anfangs die einzige Frau unter lauter Männern war.“ Später war
Renate Schneidereit dann gut 30 Jahre lang in der Vorstandsarbeit bis hin zur
Abteilungsleiterin aktiv. Mit Willy Pantring als „Vize“.
Die Judogeschichte von Pantring ist indes eng mit der Bundeswehr verknüpft. Dort
musste er nämlich nicht hin als einziger Sohn einer Witwe. „Meine Kumpels waren alle
beim Bund. Jetzt musst du dir einen Sport suchen, habe ich mir gesagt. Dann habe ich
von Judo bei der PSV gehört und gedacht, das wäre was für dich.“ So verkehrt kann es
nicht gewesen sein, wenn einer 50 Jahre dabei bleibt.
Bruno Leopold hingegen suchte einen sportlichen Ausgleich zum schweren Job als
Steiger unter Tage, sieht aber seine Judo-Laufbahn sich langsam dem Ende zuneigen:
„Der Rücken tut weh, die Knie sind kaputt, ich werde bald kürzer treten.“ Das sei
aber kein Problem. „Es gibt sehr gute Nachfolger bei uns mit jungen Leuten um Malte
Ringel. Die machen heute viele Dinge am Computer – da können wir Alten nicht mehr
mithalten.“

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RECKLINGHÄUSER ZEITUNG, 06.03.2010